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Wolfgang-Andreas Schultz

Bilder auf dem Grund des Sees

Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violoncello

Das Quartett „Bilder auf dem Grund des Sees“ möchte den Hörer in eine japanische Landschaft entführen. Ein Flötenspieler am Ufer eines Sees, oder vielleicht auch in einem Boot auf dem See, spielt meditativ an japanische Flötenmusik erinnernde Melodien, denen eine Skala der traditionellen japanischen Musik zugrunde liegt: d – es – g – a – b – d. Erst später kommt allmählich eine weitere hinzu: d – fis – g – a – cis – d. Die sparsam eingesetzten Streicher lassen die Atmosphäre der Landschaft Klang werden.

In die meditative Ruhe treten Erinnerungen ein, von den Streichern gespielt, wie Blicke auf den Grund des Sees – vielleicht verdrängte Erfahrungen symbolisierend, die die Ruhe des Meditierenden stören: eine gleichsam renaissancehafte 3-stimmige Gambenfantasie mit schmerzlichen Dissonanzen, dann die Melodie einer großen unerfüllten Sehnsucht und schließlich ein heftiger Ausbruch, ein verzweifelt intensiver Schrei.

Mit diesen Erinnerungen muß der Flötenspieler sich auseinandersetzen: er nimmt nach und nach deren Motive auf und in einer Art „Durchführung“ versucht er, diese Erinnerungen als Teil seines Selbst anzunehmen und zu integrieren. Erst dann gelingt ihm jenes Leerwerden, das Ziel der buddhistischen Meditation ist.

Niedergeschrieben 2009/10
Dauer: etwa 16 Minuten
Verlag: Benjamin / Boosey&Hawkes, Berlin

Interview zum Flötenquartett.